Drei Viertel landen im Müll: Altkleider recyceln statt nur sammeln (2024)

Die Europäische Union sieht vor, dass Textilien ab 2025 getrennt erfasst werden. Hier geht es nicht nur um Gewand, sondern auch um Decken, Bettwäsche, Vorhänge, Matratzen, Schuhe und Teppiche. In der Textilstrategie sieht die EU unter anderen Punkten auch ein Vernichtungsverbot unverkaufter Produkte vor.

Die ARA sieht einen Schlüssel, um Textilien der Kreislaufwirtschaft zuzuführen. Es geht darum, nicht nur wie bisher Kleidung für karitative Zwecke zu sammeln, sondern auch die alten Socken mit Loch und Ähnliches besser zu verwerten. „Über kurz oder lang benötigt es auch die entsprechenden Rahmenbedingungen, um Sortieranlagen für Textilrecycling zu errichten“, sagte ARA-Vorstand Martin Prieler.

Weniger als ein Viertel wird gesammelt

Vorstellbar seien neue Tonnen für Textilien bei Sammelstellen oder eine Sammlung ähnlich wie mit dem Gelben Sack. Die Regeln seien von der Politik aber noch festzulegen, sagte auch ARA-Vorstandssprecher Harald Hauke. Die Textilindustrie ist ein besonders ressourcenintensiver Sektor, zuletzt war auch immer wieder „Wegwerfmode“ ein Thema, die billig über Plattformen meist aus China nach Europa und Österreich kommt.

Drei Viertel landen im Müll: Altkleider recyceln statt nur sammeln (1)

Rund 26 Kilogramm Textilien kauft eine Durchschnittseuropäerin bzw. ein Durchschnittseuropäer pro Jahr – elf Kilogramm werden durchschnittlich pro Jahr entsorgt. In Österreich fallen laut ARA pro Jahr rund 220.000 Tonnen Textilabfälle an. Davon gelangen nur rund 23 Prozent bzw. etwa 50.000 Tonnen – vor allem Altkleider und Schuhe – in die Sammlung und Verwertung. Davon wiederum werden 42Prozent in Österreich und in Mitteleuropa sowie Afrika wiederverwendet, 28 Prozent recycelt und fast ein Drittel (30 Prozent) thermisch verwertet, also für Wärmeenergie verbrannt.

Akkurecycling soll verstärkt werden

Um weitere Lücken im Wertstoffkreislauf zu schließen und Versorgungssicherheit für Österreich zu garantieren, müsse auch chemisches Recycling noch mehr aus der Gelben Tonne zurückholen. Darüber hinaus regt die ARA einen Schengen-Raum für Sekundärrohstoffe in Europa sowie ein finanziell basiertes Rücknahmesystem für Lithium-Ionen-Batterien an.

Bei den Akkus brauche es ein Rücknahmesystem und damit einhergehend „Zuckerln“ für jene, die dieses einhalten. Ein Pfand sei daher nicht angebracht, da die modernen Batterien zu lange genutzt werden, sagten die ARA-Manager. Etwa die Hälfte aller verkauften Batterien sind Lithium-Ionen-Batterien – die meisten von ihnen im Vergleich zu herkömmlichen Gerätebatterien mit einer sehr langen Verweildauer auf dem Markt.

In Österreich kommen jährlich 3.000 Tonnen auf den Markt. Davon werden aktuell rund 300 Tonnen pro Jahr gesammelt. Die gesetzliche Sammelquote von 45 Prozent für Gerätebatterien (Lithium-Ionen- und andere Batterien) wurde 2022 knapp verfehlt (44 Prozent). Mit der seit Februar 2024 gültigen EU-Batterieverordnung hat die EU neue Recyclingquoten für Gerätebatterien vorgegeben: 63 Prozent bis Ende 2027, 73 Prozent bis Ende 2030.

EU prüft Pfandsystem

Bis 2027 evaluiert die EU-Kommission nun die Umsetzung eines entsprechenden Pfandsystems, das die ARA-Chefs wegen der Langlebigkeit nicht goutieren. Die Lösung besteht laut ARA in einem Rücknahmesystem für Lithium-Ionen-Batterien in Österreich, das sich an Lebensdauer und Marktgegebenheiten orientiert und auf Belohnung setzt.

„Auch auf europäischer Ebene sollten Regulierungen gefunden werden, die für die Wirtschaft einfacher umzusetzen sind und die Menschen motivieren, Batterien korrekt zu entsorgen“, so Hauke. Grundsätzlich sei die „Kreislaufwirtschaft die Ökonomie der Zukunft“, so Hauke. Sie biete Österreich die Chance, zu einem „technologischen ‚Front-Runner‘ für effiziente Rohstoffnutzung zu werden“.

„Eine zirkuläre Wirtschaft erfordert die Umstellung von Produktionsabläufen, die Einführung neuer Materialien und damit verbunden hohe Investitionen“, so Hauke. „In Österreich sind viele Produkte für den weltweiten Export bestimmt, ein Umstand, der die Schließung von regionalen und nationalen Stoffkreisläufen erschwert.“ Unter diesen Umständen sei es wichtig, langfristig die ökonomische Bedeutung der Kreislaufwirtschaft zu heben.

Sammelbilanz zeigt leichtes Minus

Voriges Jahr wurden in Österreich pro Person rund 112 Kilogramm Verpackungen und Altpapier gesammelt – insgesamt gut 1,01 Millionen Tonnen. Bei Kunststoff und Metall (25 kg pro Person) wurde dank der Zusammenlegung mehr gesammelt, beim Altpapier (59,3 kg pro Person) setzte sich der Rückgang fort, und Glas (27,8 kg pro Person) liegt in etwa auf dem hohen Niveau der vergangenen Jahre. Insgesamt gab es einen leichten Rückgang von 2,3 Prozent gegenüber 2022. Das Minus liegt laut ARA am sinkenden Konsum wegen steigender Kosten.

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Die neue Sammlung aller Kunststoffverpackungen – in einigen Bundesländern gemeinsam mit Metallverpackungen – in der Gelben Tonne und dem Gelben Sack, die Anfang 2023 eingeführt wurde, sorgte in diesem Bereich für ein deutliches Plus. Österreichweit wurden im Durchschnitt um 7,1 Prozent mehr Leichtverpackungen (Kunststoffverpackungen sowie beispielsweise Getränkekartons) und Metallverpackungen (221.581 Tonnen) gesammelt. Für heuer und kommendes Jahr wird mit weiteren Anstiegen gerechnet.

Insgesamt haben die Österreicherinnen und Österreicher 540.543 Tonnen (minus 5,8 Prozent) Papierverpackungen und Druckerzeugnisse getrennt gesammelt. Für den Rückgang ist laut ARA vor allem die Digitalisierung bei Printprodukten verantwortlich, immer weniger Unternehmen produzieren Kataloge, Broschüren und Flugblätter.

An Glas wurden 252.737 Tonnen gesammelt (minus 2,1 Prozent). Die vorgesehene Sammelquote der EU von 80 Prozent wird damit in Österreich übererfüllt. Die Anzahl der ARA-Sammelbehälter stieg auf fast 2,07 Millionen (plus 2,3 Prozent), und die Zahl der an die Sacksammlung angeschlossenen Haushalte konnte auf knapp 2,09Millionen (plus 11,1 Prozent) gesteigert werden.

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